Wie wird gearbeitet?
Der Prozess vollzieht sich in der Pesso-Therapie in sog. "Strukturen". Mit diesem Begriff ist die klar strukturierte therapeutische Arbeit des Einzelne in der Gruppe (oder im Einzelsetting) gemeint. Der Klient hat während einer abgegrenzten Zeit die Gelegenheit, mit Begleitung des/r Therapeuten/in, eine schwierige Situation oder ein persönliches Anliegen zu bearbeiten. Dies geschieht in vier Schritten:
1Die erlebte gegenwärtige Situation wird zunächst verbal umfassend ergründet - da wo der Klient sich innerlich gerade befindet. Sie zielt darauf ab, sein Bewusstsein zu sensibilisieren für die alten Reaktionsmuster ("Old Map"), die mit seinem aktuellen Problem einhergehen. Oft spüren wir gar nicht, dass uns z.B. andere Menschen wahrnehmen und uns zugewandt sind, weil wir in unserer früheren Lebensgeschichte von damaligen Bezugspersonen nicht gesehen und beachtet worden sind. Unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken und unsere Reaktionsmuster in Bezug auf die heutige Welt sind geprägt von diesen "alten" verinnerlichten Erfahrungen ("Wahre Szene").
2Häufig wird dann aus dem Verstehen des gegenwärtigen Konflikts spontan eine Verbindung zu bestimmten Aspekten unserer frühen Lerngeschichte ("Historische Szene") erinnert.
3Die Kenntnis dieser hinderlichen frühen "Programmierung" und die Weisheit des Körpers mit seinen unwillkürlichen, im Dienste der Seele stehenden Impulsen und Empfindungen, ermöglichen die Erschaffung einer
"heilenden Szene" (Antidot), die diese negativen Erlebnisse in positive Erfahrungen umwandelt. Emotionen, die damals nicht erlebt oder ausgedrückt werden konnten oder ungestillte Sehnsüchte können auf symbolischer Ebene mit
"Idealen Eltern" (durch RollenspielerInnen aus der Gruppe dargestellt), so wie wir sie damals als Kind gebraucht hätten, ausgedrückt, erlebt und verinnerlicht werden.
In der Pessotherapie gehen wir davon aus, dass es möglich ist, heilende körperliche Interaktionen an das erinnerte Erleben einer früheren Altersstufe anzuschließen und als neue Erinnerung in dem damaligen Alter zu verankern (A. Pesso 1990, 2000, M. Bachg 2006). Aus der modernen Hirnforschung ist inzwischen bekannt, dass virtuelles Erleben ebensolche Erinnerungsspuren hinterlässt, wie reales Erleben.
4Mit der tiefen Verankerung dieses heilenden Gegenbildes auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene schließt der Prozess einer Struktur ab. Es wurde eine Erinnerung an eine hypothetische "neue" Vergangenheit kreiert. Diese erweitert die Wahrnehmung heutiger Situationen und setzt die innersten Kräfte frei für - sich oft spontan einstellende - neue Schritte der Selbstverwirklichung im Hier und Jetzt. Die Welt wird nun durch die "Brille" dieser neuen Erfahrung betrachtet und bewertet.
Aus der TIEFE unseres Wesens sehnen wir uns danach,
mit unserem WAHREN SELBST
(unseren einzigartigen Eigenschaften und Fähigkeiten)
in VERBINDUNG zu sein und hungern danach,
die FRÜCHTE und BELOHNUNGEN des LEBENS zu genießen. (Al Pesso)